Cover Bauer, Ritter, Raubersmann

Das Werk

Dieses Werk ist in zweifacher Weise bemerkenswert. Franz Eiselt legt hier eine Nachdichtung eines Stoffes der Weltliteratur vor und gibt ein hervorragendes Beispiel unverfälschter Mundart des Jogellandes. 

Ein unbekannter Dichter, der sich Wernher der Gärtner nannte, hat um 1270 mit dem Epos vom Meiersohn Helmbrecht ein Sittenbild dieser Umbruchszeit geschaffen. Es schildert den Verfall ritterlicher Gesinnung und gewährt zugleich guten Einblick in das (groß)bäuerliche Leben dieser Zeit. 

Die Entstehung des mittelalterlichen Gedichts im mittelbairischen Sprachraum – sehr wahrscheinlich im Innviertel in der Nähe von Burghausen – und die Herkunft der Siedler im Jogelland aus dem gleichen Sprachbereich waren für Franz Eiselt mitbestimmende Faktoren, den Stoff einer Nachdichtung zu unterziehen. 

 

 

Inhalt

Der alte Meier Helmbrecht ist ein wohlhabender Bauer, standesbewußt und fest verankert in der Tradition von Recht und Ordnung. Seinem blondgelockten Sohn aber steht der Sinn nach Höherem, er schämt sich seiner Abkunft und ist sich zu gut für Pflug und Stall. Vom höfischen Glanz geblendet, putzt er sich als Ritter heraus, wird zum Rechtsbrecher und Strauchdieb und findet für seinen „Übermut“, die Überschreitung der von Gott gesetzten Grenzen, ein entsprechend böses Ende.

Sprache

Die dargestellte Sprechweise deckt sich im wesentlichen mit der im ganzen Jogelland und darüber hinaus mit den Dialekten des mittleren und nördlichen Burgenlandes, des östlichen Niederösterreich, hat große Ähnlichkeit mit der Mundart der Waldheimat und dürfte ohne Schwierigkeiten im ganzen österreichischen Donauraum verstanden werden. 

Urteil der Fachleute über Eiselts Helmbrecht

… Die Umdichtung des Helbrechtstoffes in die Mundart des Jogllandes ist sprachlich äußerst originell und gut gelungen … (Dr. Werner Bauer, Redaktor des Wörterbuches der bairischen Mundarten in Österreich der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien)

Der „Helmbrecht“ erfüllt den doppelten Zweck, daß er einmals als Sprachkunstwerk stark beeindruckt und dann einen aufs ganze gesehen, genauen philologischen Eindruck dieser großartien alten Bauernmundart vermittelt. (Univ.-Prof. Dr. Alois Brandstetter, Klagenfurt)

… ist flüssig und auch syntaktische mundartgerecht, was sons in der Mundartdichtung leider nur selten der Fall ist. (Univ.-Prif. Dr. C. J. Hutterer, Graz)

… weil ich seine Übertragung des Helmbrechtstoffes … für eine im höchsten Maße gelungene Nachdichtung halte. … (Univ.-Prof. Dr. Herbert Tatzreiter, Wien)

… ist in seiner Art ein Meisterwerk … hat bei weitem mehr Atmosphäre als die hochdeutsche Fassung …, und an sprachlicher Echtheit kann sie sich durchaus mit dem „Spiel vom Helbrecht Moar“ des Oberösterreichers Jungmair messen, ja übertriff sie wohl auch. (Dr. Heinrich Uray, Graz) 

Textprobe

Aus dem ersten Kapitel: 
„Die Verlockung: Wia d Hoar an Helmbrecht verführt hobn, 
und wia sae Prochthaubn hout ausgschaut“

In dere Geign hout amul, is fralih scha
lang her, af a größerer Wirtschoft,
dei za-r a Herrschoft hout ghört, a Moa gleibb.
Helmbrecht-Moa hobns n ghoaßn.
Und an Suhn houzt er ah ghobb mitn ganz glaichn Nama.
Der Bau’bua hout, obs mas glabs oder nit,
souviel schöine Hoa ghobb, blonde Louckerl,
schae gschneckerlad seins eahm ou’ ghängt af
d Ochsln. Und wal er gor sou an Muat
hout ghobb mit die Hoa, hout er wuhl ah
a Haubn ghobb – eis kinnts enk nit
vorstelln wia fae – bestickt umadum mit Vöi’erl, 
a Haubn, wias nia oane gsegn hobbs – ih so’ enks,
mit Spewer und Taubn und Popagain drauf.
Deis is gwiß wohr koan Lu’ nit!